Letzte und Erste


Aus unserem aktuellen Gemeindebrief mein Impuls zum Monatsvers September:


Und siehe, es sind Letzte, die werden die Ersten sein, und sind Erste, die werden die Letzten sein. Lk 13,30


Menschen haben den unwiderstehlichen Drang, Ranglisten zu erstellen. Ob nur gedanklich oder schriftlich fixiert: Wir sortieren und ordnen andere ein. Erscheint etwa der Bürgermeister auf einer Feier, ist das aufgrund seiner Bedeutung einer Erwähnung wert; sitzt der Postbote oder der Müllmann mit am Tisch, seltsamer Weise nicht. Wir bewerten Menschen nach ihrer Schönheit, ihrem Wissen, ihrem Reichtum und vielen anderen Kriterien.

Und wir vergleichen uns, schätzen unsere Position auf der Rangliste ein. Dabei orientieren wir uns natürlich nach oben: Wir wollen am liebsten auch so wichtig sein wie der Bürgermeister, so intelligent wie ein Nobelpreisträger, so schön wie ein Model und so reich wie ein Firmenchef.

Die Bibel hinterfragt im Monatsvers für September nicht die Tatsache, dass es Unterschiede bei uns Menschen gibt. Das ist ja objektiv betrachtet einfach so. Aber er hinterfragt unsere Bewertungsmaßstäbe. Der Monatsvers deutet an: Es gibt vermeintlich Reiche, die in Wirklichkeit ganz arm sind. Und umgekehrt. Man trifft immer wieder scheinbar Kluge, die in Wahrheit ziemlich dumm sind. Und umgekehrt. Manche vermeintlich Großen sind näher betrachtet ganz klein. Und umgekehrt. Viele angeblich ganz wichtige Sachen sind eigentlich ziemlich unwichtig. Und umgekehrt.

Der Monatsvers ermutigt uns, nicht vorschnell Menschen zu bewerten, bei Prioritätensetzungen nicht unkritisch Kriterien und Maßstäbe unserer Umgebung zu übernehmen. Wir sollen uns ausstrecken nach dem, was nach Gottes Auffassung ganz oben steht. Auch Gott erstellt nämlich Ranglisten, auch er ordnet das Leben von Menschen ein (vgl. den Zusammenhang von Mat 19,30). Und Gottes Einordnung ist die, die zählt. Es lohnt sich also, unser Leben jetzt schon nach seinen ewigen Maßstäben zu bewerten. Was in Gottes Augen groß ist, ist wirklich groß. Was er schön findet, ist wirklich schön. Was in seinen Augen wichtig ist, ist wirklich wichtig. Was aus Gottes Sicht klug ist, ist wirklich klug. Was seiner Meinung nach wertvoll ist, ist wirklich wertvoll. Jetzt schon – und auch in Zukunft. Immer. Gut für uns, wenn wir das schon jetzt und hier begreifen und beherzigen. Rö 12,2 (GNB) bringt es auf den Punkt: „Passt euch nicht den Maßstäben dieser Welt an. Lasst euch vielmehr von Gott umwandeln, damit euer ganzes Denken erneuert wird. Dann könnt ihr euch ein sicheres Urteil bilden, welches Verhalten dem Willen Gottes entspricht, und wisst in jedem einzelnen Fall, was gut und gottgefällig und vollkommen ist.“

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