Interview in DIE GEMEINDE
Ich hatte ganz vergessen, darauf hinzuweisen: In DIE GEMEINDE 25 | 2023 gab es zum einen einen Artikel von mir mit Gedanke zu 2. Könige 4,38-41 („Toxische Zutaten im Topf“). Die Story_ Prophetenschüler des großen Propheten Elischa kochen eine Suppe, verwechseln jedoch eine Zutat und zeigen anschließend Vergiftungserscheinungen. Was kann man heutzutage mit so einer Geschichte anfangen? Mehr dazu auf S. 14f der Ausgabe (hier erhältlich).
Zum anderen enthält die Zeitschrift ein Interview mit mir zum Buch „Heimat finden“. Mit Erlaubnis der Redaktion darf ich es hier veröffentlichen:
„Heimat finden“ – Warum uns die uralte Geschichte von Rut heute noch berührt (DIE GEMEINDE 25 | 2023, S. 16).GEMEINDE-Leser kennen ihn: Ulrich Müller, der auch das Bibelgespräch in dieser Ausgabe verfasst hat. Wolfgang Günter hat sich mit ihm über sein Buch „Heimat finden. Impulse aus dem Buch Rut“ unterhalten.
Die Geschichte von Ruth, Noomi und Boas ist ein paar tausend Jahre alt – sie handelt von einer völlig anderen Kultur, einer völlig anderen Zeit und möglicherweise einer anderen Gefühlswelt. Wo knüpft das Buch an unsere Erfahrungswelt an?
An allen Ecken und Enden. Manche Dinge ändern sich doch nie: Menschen bleiben über alle Zeiten hinweg „heimatbedürftig“. Wir alle brauchen einen Ort der Geborgenheit, wo wir zur Ruhe kommen können, wo wir Wurzeln schlagen können. Wo wir so sein können, wie wir sind. Der Schauspieler Ottfried Fischer hat es mal so formuliert: „Heimat ist da, wo ich den Bauch nicht einziehen muss“. Menschen, die glauben, suchen natürlich auch und in erster Linie eine geistliche Heimat.
Ich persönlich mag das kleine Ruth-Buch auch sehr gern. Wenn ich es lese, berührt es mich ohne weitere Umwege über die Jahrtausende hinweg. Woran könnte das liegen?
Ich glaube, das Bucht Ruth packt uns, weil es einfach eine gut lesbare, spannende Kurzgeschichte ist, die in Kapitel 3 sogar einen ziemlich erotischen Einschlag hat. Daneben glaube ich, dass das Buch Ruth um Fragen kreist, die uns heute noch bewegen. Es kann uns heute noch Hinweise geben, wie wir eine geistliche Heimat finden können.
Du schlägst schon den gewaltigen Bogen in die Gegenwart: Wo siehst du heute Wurzellosigkeit und das Bedürfnis nach Heimat?
Unsere Zeit ist eine Zeit des Umbruchs. Sie ist geprägt von Unsicherheit, Ungewissheit und Veränderung. Das steigert das Bedürfnis nach Sicherheit, Geborgenheit und dem Gefühl, irgendwo „angekommen“ zu sein. Kurz: Es verstärkt den Heimatbedarf. In den letzten Jahren sind einige Bücher und Artikel zum Thema „Heimat“ erschienen – weil das ein Thema ist, das viele beschäftigt! DER SPIEGEL nannte das Wort Heimat einmal „das Losungswort der Gegenwart“.
Und welche Tipps gibt das Buch Rut heutigen Heimatsuchenden?
Erstens: Geistliche Heimat ist nicht etwas, das man einfach vorfindet oder hat. Heimat ist etwas, das man oft erst suchen und finden muss. Zweitens: Heimat beschreibt Zukunft, nicht Herkunft. Heimat ist nicht rückwärts-, sondern vorwärtsgewandt. Übrigens ein toller Gedanke auch angesichts des aktuellen politischen Rechtsrucks. Drittens: Heimat gibt es nicht ohne Verbindlichkeit. Wer Heimat in einer Gemeinde finden will, muss sich irgendwann auch auf eine festlegen.
Und wie können Gemeinden und einzelne Christen ihren Auftrag wahrnehmen, Heimat zu schaffen?
Streng genommen „schaffen“ wir ja keine Heimat. Wir sind eher die Reisegruppe, die gemeinsam auf dem Heimweg ist, auf dem Weg zur endgültigen, himmlischen Heimat. Aber wir bilden eine Weggemeinschaft, bei der Heimatsuchende unterschlüpfen können. Und wenn wir gemeinsam unterwegs sind, entsteht schon ein gewisser Vorgeschmack auf die wahre Heimat im Vaterhaus.
Lieber Ulrich, vielen Dank für dieses Gespräch!
Leitfragen für Kleingruppen: Unter https://www.neufeld-verlag.de/download/7813/ kann man Leitfragen zum Buch „Heimat finden“ herunterladen. Sie ermöglichen Kleingruppen und Hauskreise, in sieben Treffen strukturiert in das Buch Rut einzutauchen. Die Treffen erfordern also keine weitere inhaltliche Vorbereitung!
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