ein Gott der leisen Töne

Letzten und vorletzten Sonntag habe ich in der EFG Melle gepredigt, einer sympathischen Gemeinde in Niedersachsen. Ich bin immer wieder gerne da.

Thematisch ging es um 1. Könige 19: Hinter Elia liegt ein großer Sieg auf dem Karmel. Ein Triumph auf ganzer Linie! Elia erlebt danach aber kein Hochgefühl, sondern seinen absoluten Tiefpunkt. Nach der Auseinandersetzung mit den falschen Propheten ist er völlig erschöpft. Der erhoffte Neuaufbruch bleibt aus. Er hat keine Kraft mehr, zu kämpfen, er ist resigniert, deprimiert. Wenn die Nerven eh schon blankliegen, die Kraft verbraucht ist, dann kann die Stimmung schnell kippen. Elia ist eben „ein Mensch von gleichen Gemütsbewegungen wie wir“ (Jak 5,17), kein Superheld.
Hochinteressant, wie Gott mit ihm umgeht. Zunächst schickt er einen Engel - der sorgt dafür, dass Elia bekommt, was er braucht: Schlaf, Essen, Trinken, Bewegung. Und dann will Gott Elia persönlich am Horeb begegnen. Da lernt Elia seinen Gott von einer Seite her kennen, die ihm bisher ziemlich fremd war...
Elia steht bisher eher auf einen harten, starken Gott. Elia will, dass Gott wie ein Sturm alles durcheinanderwirbelt, klar macht, dass er das Sagen hat! Dass er mit einem Erdbeben falsche Sicherheiten zerstört, die Menschen aufrüttelt. Dass er mit einem Blitz spektakulär falsche Götzen zerstört und falsche Propheten umhaut! Gott zeigt sich aber nicht über imposante Naturphänomene, über gewalttätige Demonstrationen – sondern unspektakulär von seiner sanften Seite, als „ein stilles sanftes Sausen“, ein „Geräusch dünner Stille“, oder, wie Martin Buber übersetzt: „eine Stimme verschwebenden Schweigens.“ Gott signalisiert: ich werde weiter an Israel handeln. Ich gebe mein Volk nicht auf. Ich handele – aber anders als du denkst. Ich bin auch im Verborgenen, leisen Tönen und Schwachen wirksam. Es gibt nicht immer den großen Sprung - manchmal geht es eher in vielen kleinen Schritten weiter.

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