Luther im Konjunktivrausch


[Gedanken zum Monatsspruch für September für unseren Gemeindebrief]

Was hülfe es dem Menschen, wenn er die ganze Welt gewönne und nähme doch Schaden an seiner Seele? Mt 16,26

„Hülfe“, „gewönne“, „nähme“: So viele Konjunktive! Luther zieht hier in seiner Übersetzung alle Register. Im Kern geht es im Monatsvers für September, ein Ausspruch Jesu auf dem Weg nach Jerusalem, um die Frage, wann ein Leben gelingt und wann man es als gescheitert betrachten muss. Oft orientieren wir uns bei unserer Lebensgestaltung und -bewertung an Maßstäben, die wir übernehmen, ohne groß darüber nachzudenken. „Warum kaufen wir Dinge, die wir nicht brauchen, mit Geld, das wir nicht haben, um Leute zu beeindrucken, die wir nicht mögen?“ lautet ein kluger Spruch. Da ist etwas dran.

Jesus stellt klar: Die Bewertung meines Lebens hängt nicht davon ab, was ich karrieremäßig erreicht habe, welchen Titel ich trage oder welches Auto ich fahre. Sie hängt nicht davon ab, was ich für ein Vermögen angehäuft habe oder wie viele Länder ich schon bereist habe. Ob mein Leben erfolgreich ist, hängt auch nicht an der Zahl der Likes, die ich bekomme oder an der Zahl meiner virtuellen „Freunde“.

Jesus sagt: Selbst wenn du alles erreichst, was man auf der Erde erreichen kann, verpasst du möglicherweise das Wesentliche. Und das Wesentliche ist unbezahlbar: Die Gemeinschaft mit Gott, die sogar noch den Tod überlebt. Um in der Logik der MasterCard-Werbung zu sprechen: „Netflix-Abo abschließen: 11,99 Euro. Sky Fußball-Bundesliga-Paket buchen: 39,99 Euro. Den größten Smart-TV-Bildschirm kaufen: 2000 Euro. Merken, dass viel entscheidender ist, was Gott aus meinem Leben macht: Unbezahlbar.“

In einem Interview äußerte die Autorin Cornelia Funke einmal einen Gedanken, der mich beeindruckte: „Viele Leute leben, als ob ihr Dasein nur die Generalprobe wäre“. Genau: Das Leben ist schon die Vorstellung, nicht die Generalprobe. Ob wir nach weltlichen Maßstäben bislang mehr oder weniger erfolgreich waren – wir alle stehen vor der Herausforderung, das Wesentliche nicht zu verpassen: Unsere irdische Existenz mit Jesus Christus zu verbinden, Lebensprioritäten nach Gottes Maßstäben auszurichten – die kurze Spanne unseres Lebens einzubetten in größere Zusammenhänge, nämlich in das ewige Leben, das „Der Ewige“ uns schenkt.

Der Psalm 49 führt den Gedanken, um den es Jesus hier geht, weiter aus. Der Psalm kontrastiert Menschen, die auf Geld, Macht und Einfluss setzen, mit Menschen, die Gott vertrauen. Menschen, die an Gott glauben und sich an ihm festhalten, das sind die mit Weitblick, die mit weiter Perspektive. Ein Leben mit Gott ist unbezahlbar – aber: „Mein Leben aber – Gott selbst kauft es frei“ (Psalm 49,16 GNB). Jesus bezahlt den Preis. Mit ihm haben wir Leben in Fülle (Joh 10,10). Bei ihm wird unsere Seele gesund. Man kann es emotional sehen oder ganz sachlich kalkulieren: Leben mit Gott lohnt sich.

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