Allwetterglauben

In der neuen Ausgabe der BEFG-Zeitschrift DIE GEMEINDE (14/2024) beschäftige ich mich auf zwei Seiten mit dem Psalm 137. Der skizziert einen wetterfesten Glauben.



Ungefähr 586 v. Chr.: Im babylonischen Exil erfahren die Juden vom Untergang Jerusalems und der Zerstörung des Tempels. Jetzt haben sie (endgültig?) das verloren, was ihnen Halt gegeben hat: Den Zentralpunkt ihres Glaubens, den Ort der Gegenwart Gottes, den Tempel. Das Gefühl von Ohnmacht macht sich breit.

Die Exiljuden treffen sich offenkundig an den Strömen Babels, um das Heimweh und den Schmerz gemeinsam zu verarbeiten. Ihnen ist die Lust vergangen, gemeinsam ihre Zionslieder zu singen – also die fröhlichen Lieder von damals, die Jerusalem und den Tempel feiern. Sie hängen sie ihre Musikinstrumente an den Nagel. Auf einmal passen die frommen Lieder (Tenor: „Gott liebt uns, Gott schützt Jerusalem, Davids Familie stellt auf ewig den König…“) nicht mehr zur Lebensrealität. Aber sie machen dann doch weiter und ihren umkämpften Glauben zum Thema neuer, ungeschminkter  Lieder. 

Wenn fundamental in unserem Leben etwas zusammenbricht (Krankheit, Arbeitslosigkeit, Insolvenz, Scheidung, Depressionen…), kommen auch uns Lieder wie „Du bist gut, Herr, wahrhaft gut, Herr“ nicht mehr so leicht über die Lippen. Dass Gott uns liebt und immer bei uns ist, das fällt in harten Zeiten gar nicht so leicht zu glauben. Wir müssen dann keine Jubellieder anstimmen, nur um die fromme Fassade zu wahren. Wir dürfen die eigene Situation zum Thema machen – im Gebet oder selbstgeschriebenen Zeilen 

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